Unsere Sakramente: Die Firmung
„Herr Pfarrer, ich wollte mal schnell nachfragen: Wann wird unser Junge denn jetzt firmiert?“ Die Frage am Telefon vor einiger Zeit machte mich zunächst stutzig. Eine eigentümliche Formulierung. Es muss doch heißen „gefirmt, wann wird unser Junge denn jetzt gefirmt?“ – Das wollte der Mann bestimmt sagen. Und richtig, es ging um die Firmung. Die organisatorischen Fragen waren schnell geklärt. Aber die Wortwahl des Mannes ging
mir nicht aus dem Kopf. Ich hatte die Frage noch nie so gehört: „Wann wird er firmiert?“ Klar, das Wort ist in diesem Zusammenhang unüblich. Ich habe auch im ersten Augenblick gedacht, das ist doch falsch. Aber wie gesagt, es blieb in meinem Kopf.
„Firmieren“ bedeutet – so heißt es im Duden: „unter einem bestimmten Namen stehen, einen bestimmten Namen führen (und damit unterzeichnen).“ Im Prinzip geht es um die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Firma. Aber hat es nicht auch Sinn, wenn ich es unter der Perspektive des Sakramentes der Firmung anschaue?
Bei uns steht die Firmung an der Schwelle zum Erwachsenwerden. Die Taufentscheidung, die für die noch unmündigen Kinder zumeist von den Eltern getroffen wurde, wird in der Entscheidung zur Firmung vom nunmehr Heranwachsenden bestätigt, der dann im Sakrament die Stärkung Gottes durch den Heiligen Geist erfährt. Genau das heißt ja auch Firmung. Das Wort ist verbunden mit dem lateinischen Verb „firmare“, und das heißt zu Deutsch „stärken, festigen“. In der Firmung tritt der Mensch vor den Bischof und hört die Worte: „Sei besiegelt durch die Gabe Gottes, den Heiligen Geist.“
„Sei besiegelt . . .“ – Ein Siegel zeigt eine Zugehörigkeit an. Ein Siegel bestätigt den Inhalt einer Botschaft, eines Schreibens. Ein Siegel trägt das Zeichen dessen, der besiegelt. Wenn also der Bischof dem Menschen sagt: „Sei besiegelt durch die Gabe Gottes den Heiligen Geist“, dann bedeutet das doch, dass Gott quasi sein Siegel auf den Menschen setzt und sagt: „Du gehörst zu mir. Ich sage JA zu dir und deinem Leben. In dir wirkt meine Kraft, du trägst mein Zeichen, in dir wirkt der Heilige Geist.“
Ich finde, das ist eine beeindruckende Bestätigung und Zusage. Ich stehe unter dem Namen Gottes. In meinem Taufnamen führe ich den Namen Gottes. Mit meinem Leben stehe ich ein für Gott. So bin ich nie allein. Die Zusage Gottes gilt. Er steht hinter meinem Leben, stärkt mir mit seiner Kraft den Rücken, und ich stehe unter seinem Schutz.
Bei der Spendung des Sakramentes der Firmung darf ich das auch spüren. Da wird mir nicht nur gesagt: „Sei besiegelt durch die Gabe Gottes, den Heiligen Geist.“ Bei diesen Worten legt der Bischof seine Hand auf meinem Kopf. So hat Jesus, der Sohn Gottes, den Kindern die Hände auf den Kopf gelegt. In dieser Geste spüre ich den Schutz und das Behütetsein. Gleichzeitig zeichnet er mit Chrisam, einer Mischung aus Olivenöl und Heilkräutern, ein Kreuz auf meine Stirn. Wie das Öl heilend in die Haut eindringt, so soll Gottes Kraft, sein Heiliger Geist, mich durchdringen, mich aufrichten, stärken und ermutigen. Man nennt diesen Vorgang auch Salbung. In der Firmung werde ich mit Chrisam gesalbt. Ich bin ein Gesalbter. Auf Griechisch heißt der Gesalbte Christos, also Christ. Als Gesalbter gehöre ich zu Jesus Christus, dem Sohn Gottes. Ich trage seinen Namen. Ich bin Christ.
Das ist es doch: Als Gefirmter firmiere ich unter dem Namen des Sohnes Gottes, ich führe den Namen Christ und könnte damit auch unterschreiben: Klaus-Martin Niesmann, Christ.
„Herr Pastor, wann wird unser Junge denn jetzt firmiert?“ Was auf den ersten Blick aussieht wie ein Fehler, hat mir bei näherem Hinsehen das Sakrament der Firmung noch einmal auf neue Weise erschlossen. So bin ich dem Vater für seine Frage sehr dankbar verbunden. Vielleicht geht es Ihnen ja ganz ähnlich.